Kraut & Rüben - GÄRTNERN IM EINKLANG MIT DEM MOND

Geht das überhaupt? Und wie konsequent muß man dabei sein? Das fragte sich Katja Holler und begab sich auf die Suche nach dem richtigen Rhythmus. Die ersten Vorfrühlingstage sind da, die Sonne lockt, meine Kinder sind wohlbehütet im Kindergarten - jetzt ist die richtige Zeit die Apfelbäume zu schneiden! Mit der Schere bewaffnet klettere ich zwischen den Ästen umher und leiste mein Bestes. Es macht Spaß, und ich freue mich, endlich wieder im Garten zu arbeiten. "Um Gottes Willen, was machst Du denn da?" - die empörte Stimme meiner Freundin reißt mich aus der Konzentration. "Du kannst doch heute unmöglich Bäume schneiden, es ist kurz vor Vollmond und in den Fischen steht er auch noch!" "Ach was", erwidere ich, "ich hab noch nie auf den Mond geachtet", aber meine gute Laune ist dahin, mache ich einen Fehler, schade ich den Bäumen?
Nun will ich es genauer wissen - was ist dran an der "Mondsüchtigkeit", die so sehr im Trend liegt. Welche der verschiedene Mondregeln gilt überhaupt?
Die wohl älteste und auch einfachste Mondregeln besagt:
"Was nach unten wächst säe im abnehmenden Mond. Was nach oben wächst, säe im zunehmenden Mond."
Noch heute wird in Pozuzo in Peru nach Mondphasen angebaut, genau so wie es früher üblich war. Mitte des letzten Jahrhunderts wanderten Menschen aus Tirol nach Peru aus. Sie lebten bis zum Bau der Transamazonika vor zehn Jahren regelrecht vom Urwald eingeschlossen und vom Rest der Welt vollkommen vergessen.

Von Pozuzo zu Plinius

Die Bauern säen und pflanzen dort heute noch alle Feldfrüchte, deren oberer Teil geerntet werden soll, im ersten, besonders aber im zweiten Viertel des Mondes aus, also kurz vor Vollmond. Knollen und Wurzelfrüchte am besten im dritten Viertel, auch noch im vierten Viertel, also nach Vollmond.
Plinius d. Ä. (27-79 v. Chr.), der das Erfahrungswissen der Antike zusammentrug, empfahl zum Beispiel, Früchte für den Verkauf zu Vollmond zu ernten, da sie dann dicker und saftiger seien, Früchte für die Lagerung zu Neumond zu ernten, damit sie länger hielten. Daß die Mondphasen einen großen Einfluß auf unser Leben haben, ist jedem geläufig, der bei Vollmond nicht schlafen kann; auch sollen Operationswunden bei abnehmendem Mond nicht so stark bluten. Man sagt, der abnehmende Mond läßt die Säfte absteigen, der zunehmende Mond aufsteigen.
Deshalb soll man auch Bäume bei abnehmendem Mond schneiden. Experimente belegen, daß zu Vollmond geschlagenes Holz eher fault und stärker vom Borkenkäfer befallen wird als zu Neumond gefällte Stämme.

Verwirrung um die Aussaattage

"Habe heute Sommerblumen ausgesät", erzählt Sabine am Stammtisch, "der Mond steht in den Zwillingen." "Der steht doch gerade im Krebs", entgegnet Karla, "da hättest du Mangold oder Salat ausbringen können." Nach einer längeren Diskussion erst kommen wir darauf, daß Sabine und Karla nach verschiedenen Mondkalendern arbeiten.
Heute finden Sie in den Buchhandlungen eine Vielzahl an Büchern, meist mit dunkelblauem Umschlag und Symbolen der gelben Mondscheibe gestaltet.
Die Mondliteratur boomt. Vorreiter der Mondwelle sind Johanna Paungger und Thomas Poppe mit dem Buch "Vom richtigen Zeitpunkt" (Irissana-Verlag). Andererseits gibt Maria Thun seit den sechziger Jahren jährlich ihre "Aussaattage" (Aussaattage-Verlag, Biedenkopf) heraus, die sich inhaltlich deutlich unterscheiden. Die Aussaat-, Pflanz- und Pflegeempfehlungen in Kraut & Rüben beruhen auf den Aussagen von Maria Thun. Maria Thun, die nach biologisch-dynamischen regeln gärtnert, stieß durch jahrelange eigene Versuche auf die kosmischen Zusammenhänge. Die anderen, ich nenne sie hier zusammenfassend die astrologischen Aussaatempfehlungen, beruhen auf überlieferten Anbaumethoden und alten Bräuchen.

Tierkreiszeichen oder Sternbild?

In beiden Systemen haben der zu- und abnehmende Mond sowie der auf- und absteigende große Bedeutung. Wenn der Mond bei Aussaat, Pflanzung und möglichst auch bei den späteren Pflegearbeiten in bestimmten Sternbildern oder Tierkreiszeichen (=Sternzeichen) steht, sollen unterschiedliche Kulturpflanzen dadurch gesünder und besser wachsen und mehr Ertrag hervorbringen. Widder, Löwe, Schütze sind dem feurigen Element zugeordnet und sollen das Wachstum und Reifen aller Früchte und Samen unterstützen. Die Luftzeichen Waage, Wassermann und Zwilling sollen die Blütenbildung, die Wasserzeichen Krebs, Skorpion und Fische die Blattbildung fördern. Die Erdzeichen Steinbock, Stier und Jungfrau verhelfen unterirdischen Knollen und Wurzeln zu mehr Ertrag. Während das astrologische System den Monddurchgang durch die Tierkreiszeichen betrachtet, geht Maria Thun davon aus, daß die real am Himmel zu sehenden Sternbilder in Kombination mit den Bewegungen und Stellungen unserer Planeten und des Mondes entscheidende Impulse auf das Leben von Pflanzen und Tieren geben.

Probieren geht über Studieren

Wenn der Mond nach astrologischen Kalendern im Widder steht, erscheint er am Nachthimmel tatsächlich noch vor den Fischen, hinkt astronomisch gesehen also etwa ein Zeichen hinter dem astrologischen Mondstand zurück. So kommt es, daß die beiden Mondkalender an den meisten Tagen unterschiedliche Aussaatempfehlungen geben. Maria Thun beachtet noch weitere kosmische Einflüsse wie Knotenpunkte und Planetenkonstellationen (u.a. Trigone), und sie errechnet aus allem zusammen auf die Stunde genau die Aussaatempfehlungen.
Die meisten astrologischen Aussaatkalender geben den Mondstand für jeweils Mitternacht an, ohne zu berücksichtigen, ob der Mond an diesem Tag in ein anderes Zeichen wechselt, weil sich so Begründungen, sein Einfluß nicht plötzlich, sondern fließend verändere. Wechselt aber der Mond zu Beispiel bereits um 2 Uhr nachts von Krebs zu Löwe, so ist für diesen Tag Krebs angegeben, obwohl doch den ganzen Arbeitstag lang Löwe herrscht. Gottfried Veit, Astrologe in Dießen, zu den beiden Kalendern befragt: "Ich halte die astrologische Betrachtungsweise für richtig, denn die Sonne bringt die lebensspendenden Energien. Und im Lauf der Erde um die Sonne erfahren wir diese Lebensenergie, als unterschiedliche Zeitqualitäten. Die Erfahrung dieser Lebensenergien ist in den zwölf Bildern des Tierkreises, nicht in den Sternbildern festgehalten. Allerdings sind Aussaatempfehlungen allein nach dem Mondstand stark vereinfacht. Auch wenn der Mond zum Beispiel für die Möhrenaussaat günstig im Steinbock steht, so können doch andere Planetenkonstellationen, wie eine Konjunktion von Mond und Saturn, einen derart hemmenden Einfluß signalisieren, daß man an diesem Tag lieber nichts aussäen sollte." Jetzt steh ich da, mit zwei Kalendern! Vielleicht helfen mir eigene Versuche weiter? Ich säe Radieschen im Frühbeetkasten aus, an drei Aussaattagen hintereinander - das erste von Maria Thun empfohlen, der andere von Johanna Paungger/Thomas Poppe, der dritte von keinem der beiden. Nach dem zweiten Aussaattag aber kommt der Winter zurück und schneit den Kasten ein. Die Aussaaten hatten also völlig unterschiedliche Startbedingungen. Kleine Versuche im eigenen Gärtchen erzielen wohl kaum ernstzunehmende Ergebnisse. Überhaupt fällt es mir schwer, mich an die Anweisungen zu halten, immer wenn der Mond günstig steht, ist das Wetter schlecht, die Kinder krank, oder ich habe einfach keine Lust auf das Gärtnern.
Am Ende des Jahres hatte ich folgendes Ergebnis: Die Radieschen hielten sich an den Thunschen Kalender, die Buschbohnen an den astrologischen und der rote Mangold benahm sich völlig regelwidrig. Ausgerechnet die Aussaatzeit, die zufällig gleichzeitig von beiden Kalendern empfohlen wurde, brachte zwei Schosser (von sechs Pflanzen) hervor.

Mondeinfluß erforscht

Und was meint die Wissenschaft zu diesem Thema? "Der Mond hat nachweislich Einfluß auf das Pflanzenwachstum!", sagt Dr. habil. Hartmut Spiess, Wissenschaftler am Institut für Biologisch-Dynamische Forschungen Darmstadt.
Die meisten wissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigen sich mit dem Einfluß des zu- und abnehmenden Mondes. Bereits 1933 unternahm Lilly Kolisko, angeregt durch Rudolf Steiners Vorträge, ausgedehnte Versuche und kam zu dem Ergebnis, daß Aussaaten fünf bis zwei Tage vor Vollmond mehr und bessere Erträge liefern. Diese Daten wurden von anderen Wissenschaftlern zum Teil bestätigt. Den Mondeinfluß nachzuweisen ist schwierig, denn Wetter und Bodenbedingungen überdecken häufig die feineren Wirkungen des Mondes. Verschiedene Forscher erzielten bisher unterschiedliche, oft widersprüchliche Versuchsergebnisse. Am häufigsten wurde noch der Einfluß der Mondphasen auf das Pflanzenwachstum nachgewiesen. Nach über zehnjährigen Versuchen im Dottelfelder Hof stimmten die Ergebnisse, die Dr. Hartmut Speiss, erzielte, meist nicht mit den gängigen Aussaat-, Pflanz- und Pflegekalendern überein. Verschiedene Pflanzarten reagierten nach seinen Untersuchungen ganz unterschiedlich auf den Einfluß des Mondes. Möhren zum Beispiel zeigten höchste Erträge und ließen sich am besten lagern, wenn sie ein bis drei Tage vor Vollmond gesät wurden, Kartoffeln dagegen vor Neumond. Radieschen wuchsen am besten, wenn der Mond im Sternbild Steinbock stand, aber nicht in den anderen "Erdzeichen" Jungfrau oder Stier. Die Erträge fast aller Aussaaten und Pflanzungen erhöhten sich, wenn sie bei der größten Erdnähe des Mondes vorgenommen werden, und dieses Ergebnis widerspricht geradezu den Erfahrungen Maria Thuns.

Der pragmatische Weg

Bis das Phänomen Mond genauer erforscht ist, empfiehlt Dr. Hartmut Spiess, die Aussaatkalender nach dem Mond nicht rezeptmäßig anzuwenden, sondern "aus fachlich begründetem Urteil" zu handeln. Die richtige Aussaatzeit bezogen auf das Vegetationsjahr, nicht auf den Mond, ist zum Beispiel für viele Gemüsearten sehr wichtig, um gute Erträge zu erzielen, das Schossen zu verhindern oder den Schädlingen ein Schnippchen zu schlagen. Aber das ist nichts weiter als "gutes altes Gärtnerwissen".
Haben Sie aber mit einem Kalender gute Erfahrungen gemacht, dann sollten Sie damit weiterarbeiten. Dabei kommt es nicht allein darauf an, den richtigen Aussaattag zu erwischen, sondern auch bei den übrigen Gartenarbeiten die Kalenderhinweis zu beachten. In einem größeren Garten ist es sicher kein Problem, täglich eine Arbeit zu finden, die nach den Mondempfehlungen sinnvoll ist. Durch meine kleinen Mondversuche wurde mir klar, daß ich nur ungern nach Mondkalendern arbeite. Ich schaue mich lieber in meinem Garten um und entscheide spontan, was zu tun ist. Ich glaube, das Wichtigste ist, daß man mit Liebe zu den Pflanzen gärtnert und der Überzeugung das Richtige zu tun. Wenn der Mond die Pflanzen beeinflußt, dann doch erst recht der Mensch, der sie betreut.

Sternbilder

Sterngruppen, die sich weit entfernt im Fixsternhimmel wie ein Band entlang der Ekliptik (die Bahn der Erde um die Sonne) schlingen. Diese Sterngruppen tragen die Namen Widder, Stier, Zwilling und so weiter. Von der Erde aus betrachtet drehen sich die Sonne und alle Planeten um die Erde vor dem Hintergrund der Sternbilder.

Tierkreis- oder Sternzeichen

Schon in der Frühzeit versuchten die Menschen Zusammenhänge zwischen ihrem Schicksal und den Sternkonstellationen am Himmel zu finden. Dabei kristallisierten sich im Laufe jedes Jahres zwölf Grundqualitäten mit verschiedenen Eigenschaften heraus, die sie in den Himmel projizierten und Tierkreiszeichen nannten. Der Tierkreis teilt die Sonnenbahn in zwölf Zeitabschnitte mit unterschiedlichen Qualitäten. Das Feuerzeichen Widder, als erstes Tierkreiszeichen, beinhaltet zum Beispiel Impulse des Beginns, des Neuanfangs, des Aufbruchs.
Wie die Planeten, so wandert auch der Mond von der Erde aus betrachtet auf dieser Bahn und aktiviert die verschiedenen Einflüsse der Tierkreiszeichen.
Die Tierkreiszeichen entsprechen nicht den Sternbildern!
Etwa 2000 Jahre lang vor unserer Zeitrechnung stand die Sonne am 21. März, dem Frühlingsanfang, vor dem Sternbild Widder. Tierkreis und Sternbilder waren in dieser Zeitspanne weitgehend identisch. Durch die Kreiselbewegung der Erdachse wandert der Frühlingspunkt aber rückwärts durch alle Sternbilder. Heute befindet er sich am Ende der Fische, deshalb stehen wir heute im Übergang zum Wassermannzeitalter. Die Tierkreiszeichen sind den Sternbildern im allgemeinen ein "Bild" voraus.

Mondrhythmen

Der Rhythmus des zu- und abnehmenden Mondes von Vollmond zu Neumond dauert 9,5 Tage. Man nennt ihn den synodischen Rhythmus.
In einem Rhythmus von 27,3 Tagen durchwandert der Mond im Durchschnitt alle zwei bis vier Tage eines der zwölf Sternbilder beziehungsweise alle 2,3 Tage ein Tierkreiszeichen. Die Tierkreiszeichen sind alle gleich lang und nehmen jeweils 30 Grad des ganzen Kreises ein. Bei den Sternbildern hängt die Dauer von der Ausdehnung des Bildes am Himmel ab. Je nachdem ob den Zeichen aufsteigende oder absteigende Kraft zugeschrieben wird, ist der Mond nach diesem Rhythmus, dem sogenannten siderischen Rhythmus, auf- oder absteigend.
Aufsteigend: Steinbock, Wassermann, Fische, Widder, Stier.
Absteigend: Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion.
Schütze und Zwilling haben eine Zwischenstellung (Katja Holler)

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