FF Südtiroler Illustrierte - LEBEN MIT DEM MOND

Dass der Mond seinen Einfluss auf die Säfte von Mensch und Natur ausübt, ist eine Erkenntnis, die für unsere Vorfahren selbstverständlich war. Jahrzehntelang vergessen, erlebt sie jetzt eine Wiedergeburt.
Im Unterland, in Tramin, Margreid, Neumarkt und Auer, gibt es insgesamt sieben Bauern, die eine biologisch-dynamische Landwirtschaft betreiben. Grundlegend für diese Anbauweise ist die Orientierung an den Kräften der Natur: der Sternzeichen und des Mondes. Manfred Schullian aus Tramin ist einer von denen, die sich beim Setzten und Pflanzen, beim Bäumeschneiden und Ernten an den Mondkalender halten und der gute Erfahrungen damit gemacht hat.

Markus Dissertori ist ein anderer: Er hat zum Beispiel entdeckt, dass er, wenn er das Gras unter den Apfelbäumen an einem bestimmten Tag mäht, lange nicht mehr zu mähen braucht. Seiner Mutter würde es nie einfallen, die Karotten im Garten an einem Blattag zu setzen, weil dann die Säfte der Pflanze alle in die Blätter schießen. Oder die Haare im Sternzeichen des Krebses oder der Fische zu waschen. Die Tatsache, dass die biodynamischen Anbauer ihre Kräuteressenzen manchmal – den Rhythmen des Mondes entsprechend – nach neun Uhr am Abend auf den Bäumen ausbringen, hat ihnen schon die üble Nachrede eingetragen, dass sie heimlich Gift spritzen. Sie richten sich trotzdem danach, genauso wie die Frau eines Freundes, die neben dem Haus ihren kleinen Garten betreibt.

Die Menschen haben im Zuge der Suche nach neuen Orientierungen den alltäglichen Mond – nicht den Mond der Dichter und der Mondfahrer – und den Einfluss seiner Laufbahn auf Menschen, Tiere und Pflanzen wieder entdeckt. Den Anstoß dafür gegeben und das verschüttete Wissen wieder zutage gefördert hat ein Buch, das sich inzwischen im deutschen Sprachraum der Auflage von 150 000 Exemplaren nähert: Ein Verkaufsschlager, der auf allen einschlägigen Bestsellerlisten unter den ersten Plätzen zu finden ist: "Vom richtigen Zeitpunkt. Die Anwendung des Mondkalenders im täglichen Leben." Verfasst und zusammengestellt von Johanna Paungger, die aus einer Tiroler Bergbauernfamilie stammt und heute in der Nähe von München lebt, ist mit dem Wissen ihrer Großeltern um die Kräfte der Natur aufgewachsen und hat es in einer Lebenssituation, wo sie sich einfach nicht wohl fühlte, wieder aus ihrer Erinnerung gegraben.

Früher wurde sie dafür ausgelacht, heute kann sie sich der Anträge für Vorträge und Interviews kaum mehr erwehren: Sie hat inzwischen eine geheime Telefonnummer und will längst nicht mehr jede Einladung annehmen. Was lange mit dem Hinweis auf die Errungenschaften der modernen Wissenschaft und Technik abschätzig als Aberglaube abgetan wurde, hat sich heute wieder zum Glauben an die Harmonie mit der Natur entwickelt. Leute mit einem Garten neben dem Haus, einem Zahnarzt- oder Friseurtermin oder Bauern, die alternativen Anbau betreiben, richten sich danach, ohne groß eine Theorie daraus zu machen.

Für den Anfänger, der nicht durch überliefertes Wissen oder eigene Erfahrung vorbelastet ist, scheint es auf den ersten Blick nicht einfach, seine Aktivitäten nach dem auf- oder absteigenden, dem ab- oder zunehmenden Mond zu richten. Dessen Einfluss reicht vom Wetter bis zum Zyklus der Frauen und umfasst so alltägliche Tätigkeiten wie Holz- oder Haareschneiden, Gartenarbeit, Düngen, Waschen, Putzen, das Setzen von Gemüse, das Ernten von Früchten, das Einlagern von Kartoffeln oder das Verabreichen von Medikamenten.

Der Mond erscheint im Laufe eines Monats oder Jahres in verschiedenen Gestalten, die verschiedene Impulse ausstrahlen: Als Vollmond, als Neumond, als ab- und zunehmender Mond, als ab- und aufsteigender Mond und – bei seinem Umlauf um die Erde – alle zwei bis drei Tage in einem anderen Sternzeichen.

Die Zeit des aufsteigenden Mondes vom 21. Dezember bis 21. Juni (Schütze bis Zwilling) verkörpert die Pflanzzeit (die Säfte von Pflanzen und Bäumen steigen auf), während die Zeit des absteigenden Mondes vom 21. Juni bis 21. Dezember (Zwilling bis Schütze) für die Erntezeit steht: Die Energien der Pflanzen konzentrieren sich voll auf die Wurzeln. Günstig für das Schneiden von kranken Bäumen sind beispielsweise die Tage des Neumonds: Ein Vorhaben, für das der abnehmende Mond weniger empfehlenswert ist. Der hingegen bietet sich für das Setzen von Pflanzen an. Bei Vollmond wiederum gerät das Blut in Wallung, und die Schlafwandler machen sich auf den Weg: So wie es Federico Fellini in seinem Film "La Luna" oder Liugi Pirandello in einer seiner "Novellen für ein ganzes Jahr" dargestellt hat. Und die Hunde heulen sehnsüchtig in Richtung der vollen Kugel, ohne sie erreichen zu können.

Johanna Paungger hat diese Regeln aufgeschrieben, ohne daraus eine neue Heilslehre zu machen. Mit einer Zurückhaltung, die sie die Sache in den Vordergrund stellen lässt. Vor drei Jahren entschloss sie sich, gegenüber dem Gespött gleichgültig zu sein, aber gefürchtet hat sie sich trotzdem ein bisschen. Heute tritt ihr gespannte Aufmerksamkeit entgegen, wenn sie zum Thema Mond einen ihrer zahlreichen Vorträge hält.

Die Gesetze des Mondes
Was Sie beachten sollten Garten und Natur
Oberirdische Pflanzen bei zunehmendem oder absteigendem Mond, unterirdisches Gemüse bei abnehmendem Mond setzen, säen oder pflanzen. Blattgemüse bei abnehmendem Mond. Grundregel: Bei abnehmendem Mond ziehen die Säfte zur Wurzel, bei zunehmendem Mond steigen die Säfte auf.

- Umsetzen oder Umtopfen einer Pflanze bei zunehmendem oder absteigendem Mond.
- Ungeziefer bekämpfen bei abnehmendem Mond.
- Rückschnitt bei abnehmendem oder bei Neumond, damit die Pflanze sich wieder erholen kann.
- Jäten bei abnehmendem Mond.
- Veredeln bei zunehmendem Mond, in der Nähe des Vollmondes.
- Düngen bei abnehmendem oder bei Vollmond.
- Ernten, Lagern, Einkochen und Einkellern bei aufsteigendem Mond.

Land- und Forstwirtschaft
- Anbau von Getreide an Widder- und Schützetagen.
- Dünger und Mist bei abnehmendem Mond ausbringen, Jauche bis Vollmond. Misthaufen bei abnehmendem Mond ansetzen.
- Stallreinigung bei abnehmendem Mond.
- Kälberentwöhnung: kurz vor Vollmond.
- Holz schlagen: bei abnehmendem Mond im Winter.
- Brennholz: nach der Wintersonnwende im abnehmendem Mond.
- Bretterholz: bei zunehmendem Mond im Sternzeichen Fisch.

Haushalt und Alltag
- Putzen geht bei abnehmendem Mond leichter, Wäsche wird sauberer.
- Betten lüften oder Matratzen reinigen bei abnehmendem Mond.
- Einkochen, Einmachen und Lagern bei aufsteigendem Mond.
- Malen und Lackieren bei abnehmendem Mond.
- Haareschneiden: an Löwe- und Jungfrautagen.
- Nagelpflege: an Steinbocktagen.

Eine menschliche Lebensweise
Johanna Paungger, die Verfasserin des Buches "Vom richtigen Zeitpunkt", über das Leben nach dem Rhythmus des Mondes und den richtigen Umgang damit.

FF: Frau Paungger, Sie kommen aus einer Tiroler Bergbauernfamilie...

Paungger: Aus einer Familie mit vielen Kindern. Der Hof am Walchsee war so steil, dass wir die Arbeit mit der Hand bewältigen mussten. Für uns Kinder war das Wissen um die Kräfte der Natur vielleicht auch deshalb so selbstverständlich, dass es mir heute etwas schwer fällt, die Frage zu beantworten, wie ich mir es erworben habe. Wir sind damit groß geworden, und ich erinnere mich, dass es uns in erster Linie vom Großvater vermittelt wurde.

FF: Und dieses Wissen ist dann von den Eltern auf die Kinder gekommen?

Paungger: Von den Eltern wurde es fast gar nicht mehr weitergegeben, weil die Zeit gekommen ist, wo es für alles Maschinen, Kunstdünger oder Spritzmittel gegeben hat. Der Einfluss des Mondes ist völlig unwichtig geworden: Das war vor ungefähr dreißig Jahren. Wie ich vor 25 Jahren nach München gekommen bin, habe ich mich einfach dem Stadtleben angepasst. So lange, bis ich krank war und gemerkt habe, dass ich dieses naturwidrige Leben nicht vertrage.

FF: Wo haben Sie dieses Wissen wieder ausgegraben, wenn es nicht von Ihren Eltern gekommen ist?

Paungger: Ich habe für mich wieder in Erinnerung gerufen, wann man unter dem Einfluss des Mondes etwas macht. Wann man etwas isst, damit es dem Körper besonders gut tut, wann man den Garten düngt, Pflanzen setzt, sät oder erntet. Ja, und dann war ich wieder fit. Meine Vorfahren haben sich nicht hingesetzt und geschaut, was heute für Mond ist, haben aber bestimmte Tätigkeiten unbewusst danach ausgerichtet. Mir war eher die Tatsache fremd, dass jemand das nicht tut.

FF: Und dann sind Sie in die Öffentlichkeit gegangen?

Paungger: Ursprünglich sollte ich einen Referenten für einen Vortrag über dieses Thema suchen und habe niemanden gefunden und den Vortrag selber gehalten. Das Interesse war fast explosionsartig. Ich sollte ständig Vorträge halten. Eines Tages ist mir das zuviel geworden, und dann habe ich mein Wissen auf einen Zettel geschrieben, und Thomas Poppe hat es in eine Buchform gebracht, die einfach und lesbar ist.

FF: Wie erklären Sie sich diese Wiedergeburt des Mondes?

Paungger: Der erste Grund ist, dass alles, was im Buch steht, den Tatsachen entspricht. Die Leute brauchen es nur auszuprobieren, egal ob es die Pflanzen im Garten oder den Zeitpunkt für das Fensterputzen betrifft. Ich überprüfe immer wieder Regeln, die man als Privatmensch nicht braucht, im Großgartenbereich oder im Wald. Wenn man zum Beispiel Bäume an Skorpiontagen fällt, kommt der Borkenkäfer hinein. So was beobachte ich, und es stimmt immer.

FF: Funktioniert das in dieser technisierten Gesellschaft, sich an diese Regeln zu halten?

Paungger: Der zweite Grund für den Erfolg ist, dass man diese Regeln ohne Mühe in den Alltag einbauen kann. Es ist absolut kein Problem, für den Friseur, die Entfernung eines Weisheitszahnes oder eines eingewachsenen Zehennagels den günstigen Zeitpunkt zu wählen. Das ist eine Frage der Organisation.

FF: Ich habe mich bei der Lektüre Ihres Buches auch gefragt: Wie kommt man mit dieser Fülle von Ratschlägen zurecht?

Paungger: Jeder soll mit dem anfangen, was ihm persönlich am Herzen liegt. Sich hinsetzen und systematisch nach dem Buch leben und arbeiten, fände ich schon wieder höchst umständlich oder fanatisch.

FF: Das braucht alles viel Zeit.

Paungger: Nein, genau umgekehrt. Sie machen nie mehr wieder etwas umsonst. Sie streichen nicht die Fenster, und die Farbe blättert nach fünf Jahren ab. An den günstigen Tagen geht es viel schneller, und Sie ersparen sich Unmengen von Zeit. Gerade deswegen kommt es für berufstätige Personen in Frage. Ich kenne inzwischen viele Menschen aus allen Berufsgruppen, die das ausprobieren und gut damit leben.

FF: Sie sind also keine Missionarin, die mit einer Botschaft übers Land zieht?

Paungger: Nein, ich bin gegen jegliche missionarische Tätigkeit. Der Großteil der Menschen lebt ohne diesen Einfluss nicht schlecht. Wenn man ihn allerdings beachtet, lebt es sich besser. Ich erlebe das manchmal nach Vorträgen, dass jemand sagt, ich darf das und das nicht machen. Und ich sage ihm, er soll sich das Leben nicht so schwer machen. Mein Buch ist ein Werkzeug und kein Patentrezept für alle Lebenslagen.

FF: Und Sie selber leben auch nach diesen Regeln?

Paungger: Ich leb‘ nach den Regeln fast automatisch, vom Gefühl her. Aber ich steh‘ nicht in der Früh auf und frage mich: "Was darf ich und was nicht?" Ich spüre die Sachen ohnehin, und dieses Gespür kann sich jeder Stadtbewohner aneignen.

FF: Frau Paungger, wie kommen Sie mit Ihrem Ruhm und den ständigen Einladungen zurecht?

Paungger: Ich mach‘ das einfach nur nach Gespür. Wenn mir jemand sympathisch ist, dann nehme ich ein Interview oder die Einladung zu einem Vortrag an. Ich halte auch kostenlose Vorträge vor Bäuerinnen. Da gehe ich eher hin als in einer Buchhandlung, wo ich als verrückte Mondspezialistin abgetan werden und in ein esoterisches Eck gedrängt werde.

FF: Warum wollen Sie nicht im esoterischen Eck landen?

Paungger: Esoterik ist eigentlich eine gute Sache. Aber sie wird einfach total zermanscht. Ich habe mir zum Beispiel das Vergnügen gemacht, auf die Esoterik-Messe zu gehen. Dort sind alles hungrige Leute, die nach einer Ideallösung, einem Rezept suchen. Was mich daran am meisten stört, ist, dass die Leute etwas suchen, wo sie sich abgrenzen können. Jeder, der nicht so denkt, der steht abseits. Jeder Mensch muss sein Ziel selber entdecken können und für sich leben. Ich lebe wie jeder normale Mensch, mache genauso meine chaotischen Fehler und esse an falschen Tagen etwas Schädliches. Wenn mein Körper dazu steht, ist das in Ordnung. (Georg Mair)

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